Was für viele sicher nur aus dem Fernsehen als glamouröse Welt des internationalen Rennsports bekannt ist, bestimmt seit über 11/2 Jahren mein tägliches Leben.
Seit März 2007 bekleide ich bei der italienischen Motorradbekleidungsmarke Alpinestars die Position des Management Assistants. Eine Rolle die mein Leben, im positiven Sinne, grundlegend auf den Kopf gestellt hat.
Mein “Alltag” ist relativ vielseitig und besteht hauptsächlich aus der Umsetzung von Anfragen aus allen Bereichen des Motorradrennsports, sei es die Anfertigung von Motocrossjerseys und -hosen für unsere gesponserten amerikanischen und europäischen MX Fahrer, oder die Produktion von Lederkombis für die MotoGP Fahrer, alles läuft meist über meinen Tisch. Des Weiteren habe ich habe das Glück einen regulären Bürojob mit viel Reisetätigkeit ausgleichen zu können. Ich besuche pro Jahr rund 12 MotoGPs, unzählige MX Events und kleinere Rennveranstaltungen um für die Fahrer bestmöglich da zu sein. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei natürlich auf den MotoGP Rennen, von denen ich alle europäischen Runden besuche. Vor Ort koordiniere ich die Alpinestars Hospitality, in der sowohl Fahrer als auch die internationalen Medien verköstigt werden.
Ein “normales” Rennwochenende sieht für mich wie folgt aus. Je nachdem wo das Rennen stattfindet, verlassen mein Team (bestehend aus 5 weiteren Personen) und ich am Dienstag oder Mittwoch den Hauptsitz von Alpinestars in Italien mit dem Auto um am Donnerstag auf der Strecke zum Aufbauen zu sein. Alle anderen Teams sind schon am Dienstag da, weil wir aber keine Motorräder ins Rennen schicken, haben wir auch keine Boxen um die wir uns kümmern müssen.
Wir erreichen unser jeweiliges Ziel am späten Mittwochnachmittag/frühen Mittwochabend und planen meist ein Teamessen für den Abend. A
Donnerstag geht es dann für uns los. Meist sind wir ab 8 Uhr auf der Strecke und gehen unseren Aufgaben nach: die Kollegin aus der Medienabteilung besucht Journalisten und verschafft sich einen Überblick darüber wer das Rennen besuchen wird. Die Racing Servicesabteilung verteilt Lederkombis und weitere Produkte an die Fahrer. Ich versuche derweil unser Internet/Netzwerk einzurichten. Wenn dies geschafft ist, und das kann manchmal eine regelrechte Quälerei sein, helfe ich wo ich kann oder übernehme Botengänge.
Ab Freitag beginnt dann der Wahnsinn, der sich MotoGP nennt. Das erste freie Training fängt im Normalfall gegen 9 Uhr an, das heißt für uns frühzeitig auf der Strecke zu sein.
Durch meine Arbeit in der Hospitality schaffe ich es meist nicht mir die Trainings oder Qualifikationen anzusehen, was manchmal schon frustrierend sein kann, aber wozu hat man ein Abo für alle Rennen der Saison – ich schaue mir dann alles in Ruhe zuhause an. Glücklicherweise schauen wir uns am Sonntag das Rennen als Team an!
Sonntag ist auch gleichzeitig Abbautag, d.h. sobald das Rennen vorbei ist fangen wir an unsere Hospitality zusammenzupacken und fahren dann meist noch einige Stunden Auto in Richtung Italien, die Rückreise dauert im Schnitt 1-2 Tage.
Es ist mittlerweile 2.10 Uhr in der Nacht und dies ist das erste freie Wochenende, das ich in den letzten 7 Wochen genießen konnte. Es ist immer wieder angenehm nach Hause zukommen, in seinem eigenen Bett zu schlafen und nicht aus dem Koffer leben zu müssen. Trotzdem genieße ich auch den wilden Alltag den dieses “Normadenleben” bringt. Die Erfahrungen die ich bis jetzt im Paddock gemacht habe und die neuen Freunde die ich gefunden habe, möchte ich um nichts in der Welt missen. Ab Dienstag bin ich auch schon wieder on the road, unterwegs nach Donington Park, wo Motocross of Nations stattfindet. Den MotoGP in Motegi werde ich im Fernsehen verfolgen und hoffen das einer unserer Fahrer aufs Podium fährt.
Bis dahin, ride on!
Anna